Entfaltung

Habt Ihr schonmal Pflanzen aus einem Samen selbst gezogen? Habt Ihr schonmal die Entwicklung einer Pflanze beobachtet, erlebt, bewusst wahrgenommen?

 

Seit letztem Jahr probiere ich mich als Hobby Gärtnerin. Blutiges Greenhorn, Erfahrung des Scheiterns, der Enttäuschung,aber auch der Hingabe an das Leben, des Wachstums und der Reife begleiten diesen Weg.

Immer wieder entstehen neue Erkenntnisse über das Leben, die Welt und das Sein.

 

Ein Saatkorn birgt das Potential seiner ganzen Existenz in sich.

Wenn die Umstände stimmen, hat dieses Saatkorn die Möglichkeit all Das zu werden, wofür es ins Leben gekommen ist. Aus einem Tomatensamen kann kein Kürbis wachsen, eine Eichel wird Niemals ein Veilchen und auch wenn es sich noch so sehr anstrengt- aus einer Kartoffel wird kein Flieder!

Nun kann sich die Kartoffel ihr ganzes Leben lang Vorwürfe machen dass es kein Flieder wurde, wo doch um Sie herum viele Fliedern wuchsen, wo doch der Gärtner sagte: "ach Kartoffel, wärst Du doch wie ein Flieder so schön, dann würde ich Dich wachsen lassen", die unmittelbaren Pflanzen sagten: " Du bist ja nur eine Knolle im Dreck".

Die Kartoffel hat Alle enttäuscht und trotz aller Anstrengung ist sie doch nur eine Kartoffel geblieben...die Kartoffel konnte nur ihr  Potential entfalten und sah doch nicht die Schönheit ihres Potentials: die wunderschönen kleinen Blüten, die Grundlage für Hungersnöte zu sein, Eine Bienenbuffet welches so wichtig ist in unserer Zeit, fruchtbar und ausdauernd,...

 

Aber so ist das nicht in der Natur!

Die Kartoffel strahlt voller Stolz und Lebenslust in die Welt, genauso wie das Veilchen neben dem Gänseblümchen, neben der Rose, neben dem Löwenzahn! Und Alle Pflanzen erfreuen sich an ihrer ganz eigenen, besonderen Schönheit, Ihrer Existenz und den Elementen.

 

Betrachten wir den Fenchel,

Welcher sich vor einigen Jahren selbst in meinem garten eingepflanzt hat und Welchen ich 3 Jahre lang habe wachsen lassen:

Plötzlich war Sie da: die kleine grüne Feder, die sich aus der Erde reckte und ich nicht schlecht staunte. Wo kommst Du denn her? Sie sagte: "ach, ich war zufällig in der Erde, Welche Du hierher gestreut hast."

Also gut. Ich betrachtete diese kleine Existenz: Ich sah noch Reste vom Fenchelsamen, Welchen ich bis dahin nur vom Tee kannte: aufgesogen mit Wasser, voller Kraft und Lebenshungrig aufgeplatzt, explodiert, Wurzeln in die Erde gesetzt um dann diese kleine Feder- den ersten Trieb- in die Welt zu schicken.

Wasser, Erde, Mikroorganismen, Würmer, Mist, Sauerstoff,Wind, Dürre, Blattläuse, Bienen, Licht, Geduld, Sein-lassen, Platz,... alle Elemente so fein aufeinander abgestimmt, so dass diese kleine Pflanze sich entfalten konnte. Trotz mancher Widrigkeiten,  von der Welt geliebt um zu eben diesem Fenchel zu wachsen, Welcher schien als wenn Ihn Niemand aufhalten könne. Nach allen Seiten hin sich ausstreckte, Tausende von kleinen gelben Blüten, Raupen eine Heimat bot, einen unglaublig schönen Duft verbreitend bis Er etwa 2 Köpfe höher als ich wuchs und solch einen Umfang beka, dass ich mit meinen Armen nicht halb so weit um Ihn herum greifen konnte.

 

Genau dieses Potential steckt in Jedem von uns.

Durch meine Arbeit mit Menschen, den Begegnungen unter vier Augen, den Gespächen, den Übungen, den Gefühlen, den Wünschen, den Sehnsüchten, den Verletzungen, der Trauer, den Enttäuschungen,... sehe ich hindurch und sehe das Potential. Ich sehe die Schönheit, den keimling, Welcher viellecht zu früh abgebrochen wurde aber dennoch mit aller Kraft versucht einen neuen Trieb zum Wachsen zu bringen. Ich sehe den Gärtner, der voller Enttäuschungen der Kartoffel vorwirft kein Flieder zu sein, ich sehe Dein Herz, welches sich fürchtet sich zu entfalten.

Alles was es braucht ist: Dich Sein zu lassen und zu lernen darauf zu vertrauen, dass Du einzigartig bist und es Nichts zu suchen gibt. Lass Dich entfalten.

Das ganze Potential steckt in Dir.

Werde Der, Der Du bist!

 

Deine Nauka